Ein Erklärungsversuch für "Die Krise"

Das Problem mit den Zinsen
Wäre Jesus ein Banker gewesen...
Rendite-Power funktioniert nicht auf Dauer
So können Sie die Rechnungen nachvollziehen
Zinsen und Ausbeutung: ein uraltes Problem - aber nicht allein der Banken
Die Gefahr mit einfachen Worten ausgedrückt
...denn sie wissen nicht, was sie tun
Tabellarische Übersicht der Zusammenhänge anhand von Beispielen
Schlußbemerkung

Das Problem mit den Zinsen

Fast jeder hat in der Schule das Rechnen mit Zinsen gelernt.
Aber nicht jeder versteht die Brisanz, die das Thema bekommen kann...

Wäre Jesus ein Banker gewesen...

Können SIE sich vorstellen, wieviel ein Geldbetrag im Wert von einem Euro, zur Zeit von Jesu Geburt zu 3,5% Zinsen angelegt heute mit Zinseszinsen wert wäre?

Ob Sie es glauben oder nicht: mehr als das Volumen des Erdballs in Gold!

(unter der Annahme eines Preises von 500 Euro/Feinunze)

Rendite-Power funktioniert nicht auf Dauer

Nun mag man einwenden, dass kein Währungssystem je so lange existiert (hat). Aber auch unter den tatsächlichen heutigen Gegebenheiten führen die "ganz normalen" Geschäftsmodelle besonders der großen Banken zu zwangsläufigen Folgen, die sich die meisten Menschen nicht klar machen (sollen).

Stellen Sie Sich eine Bank mit 37.000.000.000 Euro (37 Milliarden) Eigenkapital vor. Das entspricht dem Eigenkapital der Deutschen Bank im Jahr 2007. In diesem Jahr weist die Deutschen Bank eine Eigenkapitalrendite von 8.6% aus (Quelle: Angaben der Deutschen Bank). Zur selben Zeit betrug das WELT-Bruttosozialprodukt ca. 40.000.000.000.000 Euro (=40.000 Milliarden Euro oder 40 Billionen Euro (Quelle: www.welthaus.de). Die folgende Abbildung zeigt, wie lange es dauert, bis zunächst das Eigenkapital und einige Jahre später die Eigenkapital-Rendite (bei einer BIZ-Kernkapitalquote von konstant 8.6%) dieser einen Bank das WELT-Bruttosozialprodukt von 2007 erreichen würde. (Zur Erinnerung: Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann strebte zu dieser Zeit eine Eigenkapital-Rendite von 25% an!, Quelle: FOCUS MONEY ONLINE)


X-Achse: Jahre

Das bedeutet im Klartext, dass in spätestens 4 bis 5 Generationen die Eigenkapitalrendite der Deutschen Bank so groß wie das heutige WELT-Bruttosozialprodukt wäre.

Aber man kann die Rechnungen noch etwas erweitern, indem man berücksichtigt, dass auch das WELT-Bruttosozialprodukt wächst. In der folgenden Abbildung ist dieses Wachstum mit 2% angesetzt. Auf die Dauer kann die Weltwitschaft aber ebensowenig wachsen wie ein Mensch oder ein Baum. Die Menschen verbrauchen heute schon fast 24% der gesamten weltweiten jährlichen Produktion der Pflanzen (Quelle: Klagenfurter Ökostudie). Ein (reales, inflationsbereinigtes) Wachstum der Weltwitschaft darf und kann also nicht beliebig lange mit Steigerung des Material- und Energiedurchsatzes einhergehen.

 


X-Achse: Jahre

Wie die Abbildung zeigt, verschiebt ein moderates Wachstum der Weltwirtschaft lediglich den Zeitpunkt, zu dem eine Rendite, die dauerhaft signifikant über dem Wirtschaftswachstum liegt, alles, was weltweit erwirtschaftet wird, "auffrisst".

Ironische Zwischenfrage:
Wer sollte dann die Rendite der anderen Banken auf dieser Welt erarbeiten, wenn alle Menschen dieser Welt nur noch für die Rendite der Deutschen Bank schuften?

So können Sie die Rechnungen nachvollziehen

Die aufgeführten Rechnungen können Sie nachvollziehen, wenn Sie diese Datei in einem Tabellenkalkulationsprogramm ansehen und evtl. die Ausgangsdaten spielerisch modifizieren. (Auf der ersten Seite: "Wäre Jesus ein Banker gewesen...", auf der zweiten Seite: "Rendite-Power funktioniert nicht auf Dauer")

Zinsen und Ausbeutung: ein uraltes Problem - aber nicht allein der Banken

Vielleicht haben sie bei obigen Ausführungen einen Rechenfehler gesucht. Das Problem liegt aber nicht in der Mathematik, sondern im Ansatz. Ständiges Wachstum von soundsoviel Prozent pro Zeiteinheit beschreibt die Mathematik mit Exponentialfunktionen mit positiven Exponenten - und die wachsen schnell ins Unermessliche. In der Realität gerät jede exponentielle Wachstumsphase rasch an Grenzen. Exponentiell wachsende Leistungsforderungen gehen von allen Mafiöse Geschäftsmodellen aus. Als solche kann man alle Geschäftsmodelle definieren, die den Menschen mehr Leistung abpressen, als an Gegenleistung vorgesehen. Solche Geschäftsmodelle entstehen durchaus nicht nur durch Renditevorstellungen großer Banken. Auch absolutistische Herrscher und Diktatoren, korrupte Oberschichten, Gründer von Schneeballsystemen wie Bernard L. Madoff, Konzerne mit Oligo- oder Monopol auf lebenswichtige Güter oder Dienstleistungen und natürlich die Mafia selbst erfüllen häufig die Kriterien mafiöser Geschäftsmodelle. Der Fehler im Ansatz oben besteht darin, dass die Menschen sich nicht alles gefallen lassen (können). Wenn Menschen wachsendem Druck von einem allzu ausbeuterischen Geschäftsmodell ausgesetzt sind, finden sie meist nach einiger Zeit irgendwelche Auswege, um die Ansprüche zu unterlaufen. Selbst wenn sie bereit wären, die an sie gestellten Ansprüche zu erfüllen, müssen sie einen Teil ihrer Arbeit zum eigenen Überleben und Nutzen investieren und damit dem Erpresser "verweigern".
Derselben Verweigerung sieht sich eine Regierung ausgesetzt, die ihren Untertanen immer mehr Arbeitskraft für Leistungen abpresst, die der Bevölkerung nicht wieder zugute kommen. Die Deutsche Bundesregierung hat in den letzten Jahrzehnten so (ab)gewirtschaftet, dass sie schon etwa 15% des Bundeshaushalts für Zinsen ausgeben muss. Damit werden 15% der Steuern an Personen oder Körperschaften umverteilt, die es sich leisten können, Geld zu verleihen. Das ist das Mehrfache dessen, was durch den Solidaritätszuschlag eingenommen wird. 1987, als die Mehrwertsteuer in der BRD noch 14% betrug, hätte man diese Steuer mit diesem Betrag abschaffen können. In der Geschichte geschahen Ausplünderungen der Bevölkerung häufig für Kriege, Prunkbauten oder für luxuriösen Lebensstil einer rücksichtslosen korrupten Oberschicht. Damit verlieren diese Kreise aber die Solidarität der Mehrheit. So entstehen Reibungsverluste in der Gesellschaft, die sich im Extremfall bis zum Bürgerkrieg aufschaukeln können.

Von der Vielzahl der möglichen Mechanismen, die eine Entsolidarisierung einer Gesellschaft bewirken können, stellt der oben erwähnte Geld-Zins also nur eines von vielen Beispielen dar, wenn auch ein wichtiges. Das Wissen um die Brisanz des Themas Zins ist dabei keinesfalls neu. Zinsverbote findet man schon in der Bibel und zwar dritten und fünften Buch Moses (3. Mose 25,36; 3. Mose 25,37; 5. Mose 23,20-21), die schon vor über 2400 Jahren in ihrer heutigen Form verfasst wurden. Auch der Koran spricht schon in der zweiten und dritten Sure (2. Sure: Die Kuh [Al-Baqarah], 3. Sure: Das Haus Ìmráns [Al-Ìmrán]) ein Zinsverbot aus.

Die Gefahr mit einfachen Worten ausgedrückt

Manchen Menschen liegt es nicht, in Kategorien wie "Exponentialfunktionen mit positiven Exponenten" zu denken. Die können sich das Problem folgendermaßen veranschaulichen. Stellen Sie sich einen Organismus vor, der im Jahr um 0% bis 2% wächst. Dieser Organismus entspricht einer Volkswirtschaft oder in Zeiten der Globalisierung der Weltwirtschaft. In diesem Organismus wächst etwas schneller als der Organismus selbst. Dieses Etwas ernährt sich von Resourcen aus dem Rest des Organismus, ohne entsprechend seinem Resourcenverbrauch zur Vitalität des Gesamtorganismus beizutragen. So eine Konstellation bezeichnet man in einem lebenden Organismus als Krebs, oder, wenn es von außen eingedrungen ist als Parasit. Die Strategie von Parasiten besteht aber darin, nach dem "Verbrauch" eines Wirtes weitere zu kapern oder von Nachkommen kapern zu lassen.
Das funktioniert allerdings nicht, wenn es wie im Fall einer globalisierten Weltwirtschaft faktisch nur einen einzigen Wirt gibt. Dann funktionieren Global Player, die ohne Rücksicht auf Verluste mit einem Mafiösen Geschäftsmodell ihr eigenes Wachstum und den eigenen Gewinn maximieren, wie ein Krebs in einem Lebewesen. Und der hat bekanntlich meist den vorzeitigen Tod des Lebewesens zur Folge. Im Gegensatz zu Parasiten geht ein Krebs zusammen mit seinem Wirt unter ohne Nachkommen zu hinterlassen. Ansonsten sind die "Strategien" von Parasiten und von Krebs in vielerlei Hinsicht vergleichbar.

Es gibt noch weitere Parallelen zwischen Unternehmen, besonders Global Playern mit Mafiösem Geschäftsmodell und Krebs.

...denn sie wissen nicht, was sie tun

Eine weitere Analogie zwischen Krebserkrankungen und einigen Unternehmen mit Mafiösen Geschäftsmodellen ist fast schon philosophischer Natur und kann an dieser Stelle nicht in aller Tiefe diskutiert werden. Es geht um Verantwortung für und Schuld an der Entstehung Mafiöser Geschäftsmodelle.

Krebszellen haben naturgemäß weder Bewußtsein noch ein Gewissen. Sie reagieren aufgrund molekularer Konstellationen im inneren und in der unmittelbaren Umgebung. Einen bewussten Willen, Plan oder eine bewusste Strategie kann man ihnen nicht unterstellen, auch wenn sie Regelkreise und Kausalketten in Gang setzen, die zur vorzeitigen Zerstörung ihres Wirtsorganismus führen.

Wie ist das mit Verantwortung und Schuld der Kunden, Eigentümer und Mitarbeiter von Unternehmen mit Mafiösen Geschäftsmodellen?
Da muss man differenzieren. Betrachten wur zuerst die Extreme.

Kleine Betroffene und Helfershelfer

Die Top Insider

Den Personen, die Unternehmen mit Mafiösen Geschäftsmodellen aufbauen oder leiten, wird man zunächst einmal unterstellen, dass sie bedenken, was sie tun. Solche Personen sind:

Allen genannten ist gemeinsam, dass sie versuchen, Wachstum ihrer Unternehmen organisieren, dabei jedoch keine nachhaltige Wertschöpfung betreiben, sondern zum eigenen Gunsten und zu Gunsten der Mit-Eigentümer der jeweiligen Unternehmen (z.B. der Aktionäre) von anderen geschaffene Werte verbrauchen oder sogar in erheblichem Maße vernichten. Damit erfüllen sie das Schlüssel-Kriterium, das diese Unternehmen als Analogie zu einem Krebs der der Gesellschaft charakterisiert.

Zumindest im Fall einiger Bank-Manager gibt es jedoch Anlass zu fragen: Sind sie sich in der Wachstums-Phase bewusst, welche finanzielle Zeitbombe sie mit ihren Aktivitäten bastelten?

Eigentlich müsste man von Chefbankern oder gelernten Volkswirten verlangen können, dass sie um die Unmöglichkeit dauerhaften Wachstums wissen. (Physiker zumindest kennen die Zusammenhänge und können sie allgemeinverständlich erklären.) Aber in dem Moment, in dem sich die Gelegenheit zu einem lukrativen Geschäft bietet, gilt dieses Wissen um langfristige Notwendigkeit nicht. Dann gilt vielmehr das, was die Kollegen im eigenen Haus oder bei der Konkurrenz als Maßstab anlegen. Und auch denen ist der kurzfristige Gewinn wichtiger als die ferne Zukunft. Anders gesagt, solche Leute leben in einer isolierten Gedankenwelt. In dieser Gedankenwelt verschließt man vor vielen - Otto Normalverbraucher ganz offensichtlichen - Selbstverständlichkeiten Augen, Ohren und Verstand. Der Volksmund sagt: "Gier frisst Hirn."
So ein "Realitätstunnel" könnte Gefühl der Unschuld bewirken, das aber spätestens beim Zusammenbruch der Bank verschwinden müsste.
Oder ist das Einklagen von "Boni" nach dem Zusammenbruch der Bank der verzweifelte Versuch, zumindest die Illusion aufrecht zu erhalten, man hätte selbst nichts dazu gekonnt?
Immerhin, auch in dieser Hinsicht gerieren sich die Bosse wie ein Krebs-Tumor: Der versucht ebenfalls, bis zuletzt zu wachsen und alle verfügbaren Ressourcen für sich in Anspruch zu nehmen, selbst dann noch wenn alles um ihn herum durch seine Aktivitäten zugrunde geht...

Tabellarische Übersicht der Zusammenhänge anhand von Beispielen

Vergleich Mafiöser Geschäftsmodelle <--> Krebs

Beispiel Bank
Beispiel korrupte Regierung
Krebs
Gemeinsamkeit

Eine Bank beginnt, ihre Aktivitäten um Wachstum und Rendite versprechende, aber unmoralisch-riskante Geschäftsfelder zu erweitern.

In einer legitimierten Regierung oder Führungskaste entsteht durch Disziplinlosigkeit und/oder Unterwanderung Korruption.

Eine funktionelle Körperzelle verändert sich so, dass die Kontrollmechnismen für Funktion, Stoffwechsel und Wachstum nicht mehr greifen.

Anfangsfehler

Veränderung in der Regulation eines kleinen Teilsystems einer übergeordneten Organisationseinheit (Im Folgenden kurz "Wirt" genannt; in den Beispielen: Wirtschaftsystem, Staat, Organismus).

Die Bank (ihre Bilanzsumme) wächst, ohne dass entprechende Wertschöpfung durch Dienstleistung erfolgt.

Der Regierungsapparat wächst, ohne dass als Gegenleistung für die Bevölkerung Wertschöpfung durch Organisationsleistung entsteht.

Die Krebszellen vermehren sich unkontrolliert, es entsteht funktionsloses Tumorgewebe.

Verselbständigung

Innerhalb des Wirts entsteht ein unkontrolliertes, für den Wirt nutzloses Gebilde.

Die Bank beginnt - zunächst erfolgreich - ihre Anlageberater ausschwärmen zu lassen um immer schneller "Geld mit Geld zu verdienen".

Die Regierung baut einen Apparat aus hoch bezahlten Günstlingen auf, die ihr kritiklos zuarbeiten.

Der Krebs wächst unter erhöhter Stoffwechselaktivität und sendet Signale aus, die seine Versorgung - z.B. durch Anlegen "eigener" Blutgefäße - sicher stellt und optimiert.

Verfestigung

Das nutzlose Gebilde schafft Voraussetzungen für sein eigenes, über die Anfangsphase hinausgehendes Wachstum.

Die Bank wirbt mit ihrem Wachstum und zieht so weitere Kunden und deren Geld an. Informationen zu Risiken der Geschäftspraktiken werden unterdrückt und durch gekaufte Ratings ("AAA" trotz Schrottpapiere im Portefolio) nach außen als positiv verkündet. Mittels Lobbyarbeit lässt man sich die Geschäftspraktiken als legal "absegnen" (z.B. Zulassung von Hedgefonds="Heuschrecken" 2004).

Die Regierung lenkt mit ablenkender und sachlich unsinniger Propaganda ("Seit 5 Uhr 45 wird zurück geschossen", "Niemand will eine Mauer bauen", "In Zehn Jahren wird der Solidaritätsbeitrag wieder abgeschafft sein", "Mission accomplished") von wahren Motiven und Zusammenhängen ab.

Der Krebs gibt sich dem Immunsystem des Wirtsorganismus gegenüber als normales eigenens Gewebe aus, um nicht attackiert zu werden. Während sich degenerierte Zellen normalerweise selbst umbringen ("Apoptose"), tun Krebszellen dies nicht.

Absicherung durch Aussenden falscher Signale

Regelkreise, die normalerweise die Mechanismen von Mafiösen Geschäftsmodelln und Krebs unterdrücken würden, werden unterlaufen.

Die Bank durchdringt immer mehr Bereiche des Wirtschaftslebens und entscheidet nach Gewinn-Kriterien über Wohl und Wehe an sich rentabler Unternehmen mit echter Wertschöpfung.
Mit zunehmender wirtschaftlicher Macht setzt die Bank auch die Regierung unter Druck. Unter diesem Druck richtet die Regierung ihre Entscheidungen immer mehr nach den Wünschen und zu Gunsten der Bank aus, statt dem Wohl der Volkswirtschaft Vorrang einzuräumen. Die Folgen dieser Entscheidungen setzen eine immer schnellere Umverteilung von unten nach oben in Gang.

Die Regierung schafft Sach- und Macht-Privilegien ihr wohl gesonnenner Reiche. Dies geschieht auf Kosten des Mittelstands, dessen Entscheidungsspielräume eingeengt werden und der zunehmend verarmt. So werden essentielle staatstragende Aktivitäten des Mittelstands erst schleichend und dann immer auffälliger behindert.

Der Krebs ist so groß, dass allein seine Raumforderung die normale Funktion des Organismus beeinträchtigen kann, wenn dies an kritischen Stellen geschieht (Verschluss des Darms oder wichtiger Gefäße, Druck auf Stammhirn). So kann dieses Stadium schon tödlich sein.
Die Lebensabläufe des gesamten Organismus werden werden immer mehr und immer auffälliger durch die Bedürfnisse des Krebses bestimmt.

Erste punktuelle Gefährdung des Wirts

Das Gesamtsystem ist durch das nutzlosen Gebilde erstmals insgesamt gefährdet, wenn dessen Expansion die Funktion kritischer Teilsysteme stört.

Die Gier der Bank(en) und ihrer Shareholder nach Rendite bestimmt immer mehr Lebensbereiche. Wirtschaftsbereiche, die nicht den hohen Renditeforderungen genügen, werden aufgegeben, auch wenn sie eigentlich essentiell und produktiv sind. Zwangsläufig müssen immer mehr Kategorien essenzieller Güter und Dienstleistungen importiert werden, was zu unnötiger Abhängigkeit und zu immer mehr Arbeitslosigkeit führt.

Die Regierung sieht sich gezwungen, zu ihrer eigenen Absicherung für Überwachung, Propaganda und Ruhigstellung von Kritikern immer mehr Aufwand zu treiben, der von der verbleibenen Wertschöpfung abgezweigt werden muss. (Das allein kann ein hinreichender Grund für den Staatsbankrott sein, wie die DDR, Nordkorea und Zimbabwe beweisen.) Die Selbstbedienung der Regierung an der Wertschöpfung der übrigen Bevölkerungskreise erzeugt merkliche Wohlstandseinbußen für alle. So z.B. muss jeder Bundesbürger durchschnittlich die Zinsen für derzeit 37000 EUR aufbringen, auch wenn er privat keinen Cent Schulden hat. (Eine mehr als 4- oder 5-köpfige Familie könnte mit dieser Leistung ein bescheidenes Eigenheim finanzieren!)
Der Staat gibt essentielle Infrastruktur-Bereiche der allgemeinen Daseinsfürsorge auf, indem er Wasser- und Verkehrs- und Kommunikationsinfrastruktur sowie das Gesundheits- und Bildungswesen - meist unter Wert - verhökert ("zur Förderung des Wettbewerbs privatisiert"). Diese werden daraufhin von den neuen Eigentümern nach Kriterien der Gewinnmaximierung betrieben, was meist Verteuerungen der Leistungen und noch mehr Belastungen der Allgemeinheit zur Folge hat (Ausnahme: z.B. die Telefontarife in Deutschland nach 1998).

Das weitere Wachstum des Krebses verschlechtert die Leistungsfähigkeit an sich noch nicht befallener Organe und damit die Fitness des ganzen Wirtsorganismus. Damit schwindet dessen Fähigkeit, sich gegen innerartliche Konkurrenz, Räuber und Infektionen durchzusetzen.
Das Überleben des Organismus hängt immer mehr von günstigen äußeren Umständen oder von aktiver Hilfe (Pflege) ab.

Schwächung der gesamten Leistungsfähigkeit des Wirts

Das nutzlose Gebilde hat begonnen, auch die nicht direkt betroffenen Teilsysteme des Wirts umzusteuern und zu beeinträchtigen.
Die funktionelle Selbständigkeit und die Leistungsfähigkeit des Wirts schwinden rapide.

Die Bank treibt durch ihre Kreditvergabe-Praxis immer mehr Menschen in die Schuldenfalle. Doch nach Jobverlust, Pfändung und Wohnungsverlust fallen die Kreditkunden der Bank als "Renditesklaven" endgültig aus. Sie sind voll mit der Organisation des eigenen Überlebens auf niedrigem Niveau beschäftigt. Die Fähigkeiten dieser Menschen gehen der Wertschöpfung des Gemeinwesens verloren. In Ländern mit leicht erhältlichen Verhütungsmitteln bricht die Kinderzahl drastisch ein. Besonders in Ländern mit Schulgeld oder Studiengebühren sinkt das durchschnittliche (Aus-)Bildungsniveau.

Die von der Regierung immer höheren erzwungenen Abgaben bewirken Gegenstrategien der Bevölkerung. Sie reagiert mit "Unterlaufen" der Zwänge: Schnäppchenjäger-Mentalität, Steuertricksereien und Schwarzarbeit breiten sich aus.
Es entstehen Ghettos mit eigenen Regeln und verminderten Durchgriff-Möglichkeiten der Staatsmacht.
In Ländern mit leicht erhältlichen Verhütungsmitteln bricht die Kinderzahl drastisch ein. Auch in dieser Konstellation sinkt das durchschnittliche (Aus-) Bildungsniveau weil Eltern, die Schul- und Studiengebühren nicht aufbringen können, ihre Kinder möglichst früh in Jobs mit einfachen Tätigkeiten schicken.

Durch das Krebsgeschehen verursachte Appetit- und Antriebslosigkeit schränken die Leistungsfähigkeit aller Organe ein. Dem Gesamtorganismus wird jede Anstrengung zu viel. Wundheilung, Immunreaktionen und der Ersatz untergegangener Zellen bleiben aus. Der Körper verstoffwechselt eigene Substanz.

Kachektische Phase:
Der Wirt lebt von der Substanz

Die Teilsysteme "untertunneln" die Forderungen des Gesamtsystems, indem sie auf niedrigem Niveau ihre nackte Existenz zu sichern versuchen. Teil dieser Strategie ist es, die Anforderungen der übergeordneten Instanzen schlicht zu ignorieren. Reparatur und Verjüngung der Teilsysteme sind unzureichend.
Spätestens in dieser Phase entscheidet sich, ob eine Umkehr der Entwicklungen noch möglich ist.

Die Bank bricht zusammen oder versucht, auf Kosten der Allgemeinheit zu überleben. Viele Bankangestellte fallen in die Arbeitslosigkeit während die geschassten Manager versuchen, durch Klagen ihre Pfründe zu sichern.
Auch dem letzten wird klar, dass er sein Geld - so er noch welches hat - besser Banken mit soliderem Geschäftsmodell anvertraut. Dies kann zum wirtschaftlichen Neubeginn führen.

Die Regierung ist gezwungen, ihre Strategie aufzugeben und dankt ab, wird abegewählt, verjagt oder wird zum Spielball bzw. Sklaven anderer Mächte. Letzteres geschieht besonders, wenn es in dem Land interessante Bodenschätze gibt, derer sich andere Staaten in dieser Situation "für einen Appel und ein Ei" bemächtigen können.
Die hochrangigen Regierungsmitglieder versuchen, sich mit guter Pension in einen abgesicherten Ruhestand zurückzuziehen oder hoch dotierte Posten bei Unternehmen zu erlangen, denen sie zuvor "entgegen gekommen sind".
Zur Entschuldung vor dem Neuanfang wird gerne eine Periode der Hyperinflation und Währungsreform eingeschoben, was alle Geldwerte auf Null setzt und den Neubeginn etwas vereinfacht.

Der Krebs verursacht Zusammenbruch und Tod des Wirtsorganismus, versucht aber bis zuletzt sein eigenes Wachstum und Wohlergehen aufrecht zu erhalten.

Tod von Wirt und Krebs

Das Ende des Mafiösen Geschäftsmodells oder Krebses

Schlußbemerkung

Vielleicht haben Sie, lieber Leser, anhand der allgemein gehaltenen Ausführungen verstanden, einige Ereignisse der momentanen Krise in einem größeren Zusammenhang einzuordnen. Auf Grund der Kürze können die geschilderten Vergleiche nur holzschnittartig überzeichnet dargestellt werden. Anschuldigungen und Beleidigungen konkreter Personen sind damit ausdrücklich nicht beabsichtigt. Die Links auf Seiten mit Bezug auf konkrete Personen dienen nur als exemplarische Belege.

Wer meint, dieser Text zeuge von einer kommunistischen Grundhaltung des Autors, der sei darauf hingewiesen, dass diverse (wenn nicht sogar die meisten) kommunistischen Regierungen die aufgeführten Kriterien für Mafiöse Geschäftsmodelle in geradezu lehrbuchhafter Mustergültigkeit erfüllt haben und erfüllen.

Aber könnten Sie aus dem Stehgreif die folgenden Textauszüge einordnen?

Zitatanfang

Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr als das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert...

[...]

Ziel aller Wirtschaft ist die Bedarfsdeckung des Volkes.

Die Wirtschaft hat der Entfaltung der schaffenden Kräfte des Menschen und der Gemeinschaft zu dienen. Ausgangspunkt aller Wirtschaft ist die Anerkennung der Persönlichkeit. Freiheit der Person auf wirtschaftlichem und Freiheit auf politischem Gebiet hängen eng zusammen. Die Gestaltung und Führung der Wirtschaft darf dem Einzelnen nicht die Freiheit seiner Person nehmen...

[...]

...Die neue Struktur der deutschen Wirtschaft muss davon ausgehen, dass die Zeit der unumschränkten Herrschaft des privaten Kapitalismus vorbei ist. Es muss aber ebenso vermieden werden, dass der private Kapitalismus durch den Staatskapitalismus ersetzt wird, der noch gefährlicher für die politische und wirtschaftliche Freiheit des einzelnen sein würde. Es muss eine neue Struktur der Wirtschaft gesucht werden, die die Mängel der Vergangenheit vermeidet, und die Möglichkeit zu technischem Fortschritt und zur schöpferischen Initiative des einzelnen lässt.
1. Konzerne und ähnliche wirtschaftliche Gebilde, die nicht technisch, sozial oder wirtschaftlich absolut notwendig sind, sind zu entflechten und in selbständige Einzelunternehmungen zu überführen.
Die technische Entwicklung verlangt bei gewissen Unternehmungen eine bestimmte Mindestgröße, namentlich auch um gegenüber dem Ausland konkurrenzfähig zu sein. Diese Mindestgröße muss derartigen Unternehmungen unbedingt belassen werden.
2. Unternehmungen monopolartigen Charakters, Unternehmungen, die einen bestimmte Größe überschreiten müssen, verleihen eine wirtschaftliche und damit eine politische Macht, die die Freiheit im Staate gefährden kann. Dieser Gefahr muss dadurch vorgebeugt werden, dass entsprechende Kartellgesetze erlassen werden.
Darüber hinaus soll bei diesen Unternehmungen das machtverteilende Prinzip eingeführt werden, damit jede mit dem Gemeinwohl unverträgliche Beherrschung wesentlicher Wirtschaftszweige durch den Staat, Privatpersonen oder Gruppen ausgeschlossen wird.
a) Zu diesem Zweck sollen öffentliche Körperschaften wie Staat, Land, Gemeinde, Gemeindeverbände, ferner Genossenschaften und die im Betrieb tätigen Arbeitnehmer an diesen Unternehmungen beteiligt werden; der dringend notwendigen Unternehmerinitiativen ist der erforderliche Spielraum zu belassen.
b) Weiter soll bei solchen Unternehmungen der private Aktienbesitz, der in einer Hand dem Eigentum oder dem Stimmrecht nach vereinigt ist, in der Höhe gesetzlich begrenzt werden.

[...]

Wenn in besonderen Fällen die Form des Staatsbetriebes zweckmäßiger erscheint, so sollten die vorstehenden Grundsätze der Anwendung dieser Form nicht entgegenstehen.
4. Eisenschaffende Großindustrie. Auch bei der eisenschaffenden Großindustrie ist der Weg der Vergesellschaftung zu beschreiten.[...]
5. Das Genossenschaftswesen ist mit aller Kraft auszubauen und die Rechtsform der Stiftung auch in wirtschaftlichem Bereich nachdrücklich zu fördern.
6. Die schon vor 1933 begonnene gesetzliche Kontrolle des Geld- und Bankwesens sowie des Versicherungswesens muss weiter ausgebaut werden.
7. Leistungsfähige Klein- und Mittelbetriebe sind um ihres volkswirtschaftlichen Wertes und ihrer sozialen Aufstiegsmöglichkeiten willen zu fördern. In Industrie, Handel und Gewerbe ist die private Unternehmertätigkeit zu erhalten und zu entwickeln.
8. Rechtmäßig erworbenes Eigentum, mit dem politischer Missbrauch nicht getrieben wurde, ist im übrigen bei der Durchführung dieser wirtschaftlichen Neuordnung im Rahmen der allgemeinen Gesetze zu achten.

Zitatende

Hier finden Sie die Lösung, woher das Zitat stammt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es handelt sich hier um Auszüge aus einem Parteiprogramm, und zwar aus dem "Ahlener Programm"    der CDU    vom Februar 1947.

Fällt Ihnen auch eine gewisse Differenz zur heutigen Programmatik und Praxis derselben Partei (und anderer Parteien!) auf?

Da ist doch nicht etwa jemand abgerückt von den guten Vorsätzen die er nach dem Krieg aufgrund der Erfahrung von viel Blut, Schweiß Tränen und vielen Toten gefasst hatte?

Oder lernt jede Generation erst, wenn sie selbst auf die Schnauze - oh, Pardon, bei Menschen sagt man Nase - gefallen ist?